Der Bau des Bahntunnels wirft in der Region große Schatten voraus. Um sich über die diesbezüglichen aktuellen Entwicklungen, aber auch Themen wie den Fachkräftemangel und Energiekosten auszutauschen, besuchten Landtagsabgeordneter Thomas Marwein und die Landtagskandidatin Maren Seifert das Unternehmen Uhl in Schutterwald.
Im Rahmen der Ausschreibung der Deutschen Bahn wollen die Firmen Uhl, Herrenknecht und Vogel Bau ein wirtschaftliches Angebot für die Tübbingproduktion vorlegen und sich zu einer ARGE zusammenschließen. Denn es werden etwa 7,1 Millionen Tonnen Aushub werden beim Tunnelbau anfallen – und damit auch Riesenmengen an Kies. Zum Vergleich: ca. 150.000 Tonnen werden jährlich im Schutterwälder Baggersee erwirtschaftet, 250.000 Tonnen in Waltersweier. Florian Buchta, Geschäftsführer der Hermann Uhl KG Ortenau betont: „Wenn wir den Bau ressourcenschonend und nachhaltig gestalten wollen, müssen die Rohstoffe in der Region bleiben und vor Ort eine Kreislaufwirtschaft stattfinden, bei dem der Aushub direkt in Rohstoffe für die Tübbingproduktion umgewandelt wird.“ Uhl schlägt in seinem Konzept nämlich vor, die Tübbinge in Zusammenarbeit mit der ARGE herzustellen, die man braucht, um den Tunnel „auszugleiten“, also von innen statisch zu stabilisieren. Der für die Tübbinge erforderliche Beton wird dabei mit grünem Strom produziert und die geringen Transportwege machten die Herstellung deutlich nachhaltiger als z.B. Recycling-Beton aus anderen Regionen zum Bahntunnel zu transportieren. „Annähernd 100.000 Tonnen CO2 würden bei diesem Tübbingwerk in der Nähe des Bahntunnels durch kürzere Transportwege eingespart!“ so Buchta. Zudem hat UHL gemeinsam mit der Firma Herrenknecht eine neue Technik entwickelt, mithelfe derer man das natürlich vorkommende, tonmineralhaltige Gestein Bentonit aus dem Aushub herauswaschen kann, da es die Betonqualität stark beeinträchtigt.
Da ein Firmensitz von Uhl in Schutterwald ist, suchte man zunächst auf dortiger Gemarkung im Westen der Autobahn Flächen für das benötigte Werk. Für Schutterwald wäre ein Tübbingwerk durchaus lukrativ: Nicht nur die Gewerbesteuereinnahmen würden sich deutlich erhöhen, sondern durch die vielen neuen Angestellten im Werk auch das Einkommensteueraufkommen, das ebenfalls wieder der Kommune zugutekäme. Doch die Gemeinde konnte der Firma nicht ausreichend große Flächen anbieten, während man in der Nachbarkommune Hohberg bei dem erweiterten Suchlauf offene Türen eingerannt habe. Gegen den an den Schutterwälder Ortsteil Höfen angrenzenden geplanten Standort auf der Hohberger Gemarkung protestierten dann jedoch die dortige Anwohnerschaft. „Dass ein Emissionsgutachten zu Staub und Lärm vorliegt, das Tübbingwerk eingehaust und dann weniger Lärm als die Autobahn und der zukünftige Bahnverkehr durch den Abtransport des Aushubs verursachen würde, hat die Bürgerinitiative leider nicht überzeugt“ bedauert der Geschäftsführer. Nun suche man andere Flächen auf der Ostseite, u.a. in der Gegend des Verladebahnhofes – immer in der Hoffnung, dass der Bahntunnelbau auch tatsächlich und bald durchgeführt werde.
Thomas Marwein, Grüner Landtagsabgeordneter versichert: „Die Projekte, die beschlossen sind, werden weiter vom Bund finanziert und termingerecht ausgeführt werden. In Raststatt und Freiburg wird ja schon gebaut, Offenburg wird folgen. Ich unterstütze den Bahnausbau voll und ganz, auch das dafür geplante Tübbingwerk. Die mit diesem, für die Zeit des Tunnelbaus zeitlich beschränkten Emissionen, kann man in den Griff bekommen, egal ob im Westen oder im Osten. Wichtig ist, dass das Werk an den südlichen Tunneleingang kommt, weil beide Röhren von dort Richtung Norden gebohrt werden.“
Ganz unabhängig vom Tübbingwerk hat Uhl – wie alle Unternehmen - an allen 9 Standorten in der Ortenau und am Kaiserstuhl eine weitere Herausforderung: den Fachkräftemangel. Auf Nachfrage von Landtagskandidatin Maren Seifert zur Personalsituation und zum Ausbildungsangebot erklärt Geschäftsführer Buchta, dass die Aufgaben rund um das Personal heute vielfältiger geworden sind und damit auch deutlich aufwendiger. Außerdem würden die Produkte immer diffiziler und technologisierter, dafür seien die Fachkräfte nicht ausreichend vorbereitet. Es gäbe zu wenig Auszubildende, die heute noch das Handwerk lernen möchten, geschweige denn überhaupt wissen, wo sie ihre Zukunft sehen. Dabei tut die Firma viel für die Fachkräftegewinnung: „In Hohberg bauen wir sogar Wohnung für die Mitarbeitenden, um noch attraktiver als Arbeitgeber zu werden!“ so Buchta.
Ein weiteres großes Thema für das Unternehmen bleiben außerdem die Energiekosten: Von den Neuerungen auf Bundesebene profitiert der Betrieb gar nicht. Uhl betreibt zwar am Kaiserstuhl eine schwimmenden Photovoltaik-Anlagen, aber leider sei auf Baggerseen bislang nur eine zu geringe Flächenbelegung bei der sog. Floating-PV zugelassen. Einig waren sich Geschäftsführer Buchta, Thomas Marwein und Maren Seifert, dass es hier dringend einer Ausweitung bedarf. Diese ist auch bereits in Arbeit: Baden-Württemberg wird eine Bundesratsinitiative des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützen, die die zulässigen Flächen deutlich vergrößern will.